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Arm einer Frau mit Schriftzug GRL PWR (Girl Power)

Jeder Tag ist Frauen*kampftag!

100 Jahre Frauenwahlrecht und eine Kanzlerin – trotzdem besteht zwischen Männern und Frauen noch immer keine Chancengleichheit, z. B. bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Wir können nicht glauben, dass wir immer noch demonstrieren: Diesen Slogan US-amerikanischer Frauenrechtsaktiver wird man am 8. März 2019 wieder auf Plakaten und Transparenten lesen. Auch die Debatten um Geschlecht(er) sind weiterhin aktuell, in Talkshows und Feuilletons wird gestritten über MeToo, Gender Mainstreaming und Frauenquoten in Aufsichtsräten.

Als sich die Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihr Wahlrecht in Deutschland erstritten, waren sie angeblich "per se nicht fähig, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen". Heute hören Frauenrechtsaktive ganz andere Töne: Frauen und Männer seien mittlerweile vollkommen gleichgestellt, es gäbe also gar keinen Grund für den ganzen "Genderwahn".

In einem Land, in dem eine Frau Bundeskanzlerin ist, käme es offensichtlich auf individuelle Leistungen an - und man könne mitnichten weiter von Geschlechterdiskriminierung sprechen. Doch, das kann man, sagen wir von der ver.di Jugend!

Diskriminierung und strukturelle Ungleichbehandlung von Frauen finden sich in vielen Facetten des Berufslebens wieder, das beginnt bereits bei der klassischen Rollen- und Aufgabenverteilung im Kindesalter und setzt sich in der Ausbildung und beim Berufseinstieg fort.

"Wenn ich groß bin, werde ich…" - Frauen in der Ausbildung

Obwohl junge Frauen aller Schulformen durchschnittlich bessere Schulabschlüsse erzielen als ihre männlichen Altersgenossen, haben sie größere Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden. Der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ergibt seit Jahren eine deutliche Lücke zwischen den Geschlechtern.

Darüber hinaus zeigt auch der Ausbildungsreport der DGB-Jugend unverändert, dass junge Frauen häufiger als junge Männer in Berufen mit niedrigeren Vergütungen und schlechteren Ausbildungsbedingungen ausgebildet werden:

  • So gibt es Berufsfelder, in denen über 80 Prozent der Auszubildenden weiblich sind - vor allem in Dienstleistungsbranchen, beispielsweise im Friseurhandwerk, bei zahnmedizinischen Fachangestellten oder bei Kaufleuten für Bürokommunikation.
  • Und es gibt Ausbildungsberufe, die zu über 80 Prozent von Männern gewählt werden - eher in technischen und industriellen Branchen, zum Beispiel in der Anlagenmechanik, Fachinformatik oder im Metallbau.

Die Ungleichheit zwischen jungen Männern und Frauen in der Ausbildung zeigt sich aber auch in der Ausbildungsqualität:

  • So liegt in weiblich dominierten Berufen beispielsweise die durchschnittliche Wochenarbeitszeit häufiger über 40 Stunden als in den männlich dominierten Berufen (22 Prozent zu 12,7 Prozent).
  • Auch leisten Auszubildende in weiblich dominierten Berufen häufiger Überstunden und erhalten dafür seltener einen Ausgleich als in den männlich dominierten Berufen (37,6 Prozent zu 33,6 Prozent).

Letztendlich findet sich auch die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen schon in der Berufsausbildung wieder: Im Jahr 2018 erhielten Auszubildende in weiblich dominierten Berufsfeldern im dritten Ausbildungsjahr durchschnittlich 93 Euro weniger Ausbildungsvergütung pro Monat als Auszubildende in männlich dominierten Berufen.

Weniger Vollzeit, weniger Geld, mehr Unsicherheit - Frauen beim Berufseinstieg

Deutliche Unterschiede zwischen männlich und weiblich dominierten Ausbildungsberufen zeigen sich auch bei der Übernahme nach der Ausbildung, zum Beispiel beim Vergleich von:

  • Mechatronik (männlich dominiert), hier bekamen 60 Prozent der Auszubildenden eine Übernahmezusage;
  • Verkaufspersonal im Einzelhandel (weiblich dominiert): Hier wurden nur 20 Prozent nach der Ausbildung übernommen.

Und "Equal Pay"? Suchen wir auch zum Berufseinstieg vergebens: Laut einer WSI-Studie beträgt der Gehaltsunterschied schon innerhalb der ersten drei Berufsjahre 19 Prozent. Bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter und gleichem Beruf liegt das Minus immer noch bei 12 Prozent.

Der sogenannte "Gender Pay Gap" beschreibt die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen. In Deutschland liegt er laut Statistischem Bundesamt bei 21 Prozent. Im Klartext: Frauen verdienen in Deutschland im Durchschnitt 21 Prozent weniger als Männer!

Ursache dafür sind teilweise unterbrochene Erwerbsbiografien (z.B. durch Erziehungszeiten oder Pflege von Angehörigen), höhere Teilzeitquoten bei Frauen oder die mangelnde Wertschätzung und dadurch zu niedrige Vergütung der weiblich dominierten Berufe.

Was dagegen hilft, sind gewerkschaftlich ausgehandelte Tarifverträge: Der Gender Pay Gap fällt mit Tarifvertrag deutlich kleiner aus als ohne. Tarifverträge sind also ein wichtiges Instrument zur Gleichstellung von Frauen und Männern im Arbeitsleben. Das Entscheidende dabei: Gute Tarifergebnisse fallen nicht vom Himmel, sondern werden erkämpft!

Yes we can - Frauen im Arbeitskampf

Dass auch junge Frauen Arbeitskampf können, haben sie eindrucksvoll u.a. beim Entlastungsstreik an den Unikliniken Düsseldorf und Essen bewiesen. ver.di hat dort für einen tariflich geregelten Gesundheitsschutz der Beschäftigten gekämpft und knapp 150 neue Pflegestellen erstritten.

Die Wut über schlechte Bezahlung, fehlende Anerkennung und wachsende psychische und physische Belastungen hat die Kolleginnen und Kollegen auf die Straße gebracht. Gilt übrigens nicht nur für Unikliniken: In der Studie "Junge Frauen auf dem Sprung" (Jutta Allmendinger, 2013) gaben 70,5 Prozent der weiblichen Befragten unter 30 an, dass sie wütend sind über die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt.

Was wir fordern - gemeinsam für echte Gleichstellung

Für uns als Gewerkschaftsjugend ist klar: Schluss mit dem Gender Pay Gap – weg mit der gläsernen Decke! Wir fordern einen Sprung nach oben für mehr Anerkennung und Umverteilung von Sorgearbeit! Soziale Berufe müssen nicht nur deutlich aufgewertet, also besser bezahlt werden, sondern brauchen auch gesellschaftlich eine höhere Anerkenung und Wertschätzung!

Und das sind nur einige der vielen Gründe, warum wir auch am 8. März 2019 wieder den Internationalen Frauentag feiern und zum Frauen*kampftag aufrufen! Seid dabei  - bis zur echten Gleichstellung von Frauen und Männern!

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